Ferienwohnung Dreamvalley
Åndalsnes / Isfjorden
(Norwegen)
Skinas Tagebuch (1)
30.12.2015
Schon seit längerem bin ich aktiv im Tierschutz tätig; unterstütze unter anderem eine Organisation, die gegen die katastrophalen Zustände im Hunde-Horror-Heim Onesti kämpft. Irgendjemand aus dieser Gruppe teilte dieses Bild von Wolfskin von der facebook-Seite eines anderen Vereins, der auch Hunde aus Rumänien betreut und vermittelt.
Wolfskin wurde auf so brutale Weise von den Hundefängern "eingesammelt", dass ihm mit einer Drahtschlinge sein linkes Hinterbein quasi abgerissen wurde. Nur der schnellen Hilfe des Vereins Home for Strays und dem Einsatz von Dr. Rudi Hofmann ist es zu verdanken, dass Wolfskin seine Verletzungen überlebte.
Es wurde eine Futterpatenschaft für die arme Maus gesucht, und ich habe sofort an die Vereinsvorsitzende geschrieben.
Wir hatten keine Pläne, einen dritten Hund zu uns zu holen. Mit 2 Pferden und 2 Hunden haben wir eigentlich genug zu tun... Aber je öfter ich mir Wolfskins Bilder angesehen habe, desto mehr hatte ich das Gefühl, mehr tun zu können als jeden Monat 20 Euro für sein Futter zu überweisen.
02.01.2016
Ich hatte am Silvesterabend mit Micha geredet. Wir haben lange geredet, nachgedacht, wieder geredet. Aber eigentlich war es nur noch reine Formsache: Ich hatte mich entschieden. Ich wollte Wolfskin zu uns holen und ihm ein neues, schönes Zuhause geben! Ob wir zwei oder 3 Hunde füttern ist uns egal, und ob wir wegen 2 oder 3 Hunden nicht so häufig in den Urlaub fahren können spielt auch nicht wirklich eine Rolle... Aber wir würden 2 Leben retten - das von Wolfskin und das eines anderen Hundes, der nun seinen Platz in Dr. Hofmanns Tierheim einnehmen konnte!
Ich telefonierte mit Christel, der Leiterin des Vereines.
Heute abend hat sie Wolfskin für uns reserviert.
15.01.2016
Eine völlig aufgelöste Vereinsvorsitzende ruft mich an. Irgendwie ist bei der Erstellung der Unterlagen ein Fehler unterlaufen - Wolfskin ist kein Junge, sondern ein wunderhübsches Mädchen! Sie hatte Angst, dass damit unsere Adoptionspläne hinfällig sind, da sie ja wusste, dass wir bereits 2 Mädchen im Haushalt haben. Ich konnte sie schnell beruhigen - unsere Mädels sind mit allen Hunden verträglich. Aufatmen. Alles gut.
Aus Wolfskin machen wir Skina - vom Ursprungsnamen abgeleitet und besser passend zu einer Hündin. Skina würde im Februar mit rund 30 anderen Glückspilzen auf den Transport nach Deutschland gehen, um dort einige Wochen in einer Pflegestelle zu verbringen, bevor wir sie zu uns holen werden.
06.02.2016
Heute gegen Mittag kam der Transport aus Rumänien mit Skina an Bord in München an. Inge und Peter, zwei ganz liebe Menschen mit einem Herzen aus Gold, holen Skina ab. Unser Mädchen muss von Dr. Hofmann sediert werden, da sie vor Angst und Panik um sich beisst :-( Ist das ein Wunder bei dieser Vorgeschichte? Sie weiß ja noch nicht, dass bald ein neues, lebenswertes und hoffentlich schönes Leben für sie beginnt!
Die ersten Bilder einer kaputten und verwirrten Skina erreichen uns. Doch bald lässt sich unsere dreifarbige Fellnase schon streicheln und frisst zusammen mit Inges anderen 8 Tierschutzhunden gemeinsam.
Februar 2016
Skina macht kleine Fortschritte. Sie kommt gut mit den anderen Hunden im Rudel zurecht, macht draußen im eingezäunten Garten ihr Geschäft - sie ist also stubenrein. Das ist bei ehemaligen Straßenhunden keine Selbstverständlichkeit; viele müssen das erst noch im Erwachsenenalter lernen...
Allerdings gibt es ein großes Problem: Skina reagiert panisch auf eine Leine. Man hatte Inge schon gewarnt, dass sich Skina mit einer Leine wie ein Krokodil dreht und in Panik ausbricht. Zwei Leinen mussten bei Inge dran glauben. Für einen kurzen Moment schafft es Peter, ihr eine Leine anzulegen. Mehr geht noch nicht. Mit einem Mal wird uns klar, dass dies ein Riesenproblem für uns darstellen würde.
13.03.2016
Eine Woche mit Lesungen, Familie und Freunden in Deutschland liegen hinter mir. Gestern ist Micha mit unserem Transporter angekommen, und heute ist der große Tag. Wir fahren nach Regensburg zu Skina.
Schon früh am Morgen brechen wir auf; gegen Mittag empfangen uns Inge und Peter, gemeinsam mit ihren 8 Hunden - alles gerettete Nasen aus dem Tierschutz. Nur von unserer Skina ist keine Spur zu sehen ... Sie hat sich bei unserem Eintreffen unter die Eckbank in der Küche geflüchtet, und wir werden bis zum nächsten Morgen so gut wie nichts von unserem neuen Familienmitglied zu sehen bekommen :-( Inge versichert uns, dass sie sich normalerweise nicht immer unter der Bank versteckt, aber sehr scheu gegenüber Fremden ist. Ich bin mir sicher, dass Skina geahnt hat, dass wieder irgendetwas im Busch ist und sie Teil eines perfiden Planes ist. Der 6. Sinn von Hunden und Tieren ist absolut erstaunlich und von uns Menschen nicht nachzuvollziehen.
14.03.2016
Nach einem schönen Tag mit Inge und Peter (und lecker Weißbier für Micha / Sekt für Heike und Bayrischem Schweinebraten) und einer etwas unruhigen Nacht (die Aufregung!! und mit 5 Hunden im gleichen Zimmer fühlte ich mich etwas beobachtet :-) stehen wir schon früh auf, um unsere Abreise so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Skina ist aus ihrem Versteck hervorgekommen, und für einige Sekunden durften wir sie in all ihrer Pracht bewundern - bevor sie wie ein geölter Blitz unter Inges Bett verschwand.
Nach viel gutem Zureden und zwei in Leberwurst versteckten Beruhigspillen konnte Skina trotz heftigen Wehrens in den Transportkäfig unseres Auto verfrachtet werden, nicht ohne Inge ein kleines Andenken in Form von Zahnabdrücken im Handrücken zu hinterlassen. Ich weiß nicht, wer mir in diesem Moment mehr leid tat - die mutige Inge oder unsere arme Skina, die überhaupt nicht weiß, was vor sich geht und warum sie schon wieder in einen Käfig gesperrt wird. Sie tat mir so unendlich leid! Aber bald wird alles gut, nur ein bisschen muss sie noch durchhalten!
15.03.2016
Bei den ersten kurzen Stopps zitterte Skina jedesmal, wenn wir die Autotür öffneten. Ich gab ihr kleine Leckerlis, die sie erst verschmähte, dann jedoch zögerlich annahm. Ich konnte sie zaghaft streicheln, so ganz langsam wich die Angst in den Augen einer gewissen Neugierde, das Zittern hatte komplett aufgehört. Ansonsten verhielt sich Skina die ganze Fahrt über so ruhig und lieb, dass wir schon Angst hatten, sie ist gar nicht mehr am Leben!
Um 5 Uhr morgens passierten wir die norwegische Grenze, zum Glück gab es keinerlei Probleme am Zoll. Nach einem kurzen Nickerchen hinter dem Lenkrad standen uns noch rund 8 Fahrstunden bevor. Bald Zuhause!
Gegen 17.00 Uhr kommen wir endlich zu Hause an - nach stolzen 33 Autostunden von Regensburg nach Isfjorden; mit 2 kurzen Fährüberfahrten nach Dänemark und Schweden und nur unterbrochen von 2 Stunden unruhigem Schlaf im Auto, als es gar nicht mehr ging. Wie gut, einen gestandenen Trucker wie Micha an seiner Seite zu haben, der die ganze Strecke alleine gefahren ist (ich bin ein grottenschlechter Langstreckenfahrer und schlafe nach einer halben Stunde am Lenkrad ein).
Micha hat seinen Tacho genullt, als er von Isfjorden nach Deutschland aufgebrochen ist, um erst mich und dann unsere Skina abzuholen. Mit dem letzten Meter vor die Haustür rutscht der Kilometerstand auf 3976.
Die Strecke nimmt und nimmt kein Ende... mein weltbester Trucker macht gute Miene zum anstrengenden Spiel :-)
15.03.2016, abends
Wir haben lange überlegt, wie wir Skina aus dem Auto in unser Haus bekommen. Da Skina panische Angst vor dem Anleinen hat, kommt ein Führen zur Haustür schon mal nicht in Frage. Tragen - keine Chance, sie würde um sich beißen vor Angst, obwohl sie ansonsten überhaupt kein Beißer ist. Und da war es, unser Riesenproblem: In Norwegen ist es unüblich, sein Grundstück zu umzäunen - und schon gar nicht ausbruchsicher! Auch wir haben zwar ein schönes großes Grundtück mit Wiese, Bäumen und allem drum und dran - aber eben ohne Zaun. Was für unsere Skina nichts anderes bedeutet, als dass sie nicht nach draußen kann, bevor sie sich halbwegs ordentlich die Leine anlegen lässt und sich damit nicht wie ein wilder Berseker aufführt.
Also haben wir Skina mitsamt dem Käfig nach oben in unsere 2. Wohnetage getragen, was kein so einfaches Unterfangen war, da sie nicht länger still und ruhig sitzengeblieben ist. Völlig verständlich... In der Wohnung angekommen kam sie flugs aus dem Käfig und verschwand in einer versteckten Flurecke. Wir ließen sie in Ruhe. Es dauerte aber gar nicht lang, kam sie und machte sich mit unseren beiden Fellnasen bekannt. Angeschnuppert, mit Shunka sogar ein kleines Kussi ausgetauscht - alles in Ordung! Von dieser Seite aus hatten wir nichts zu befürchten, davon waren wir vorher schon überzeugt.
Nun begann Skina in der Wohnung umherzuwandern - nicht aus Neugierde, wie wir zuerst freudig annahmen, sondern um endlich einen Platz für ihre Geschäfte zu finden... Über 33 Stunden hatte Skina im Auto ausgeharrt, ohne ein einziges Mal zu pullern oder gar ein Würstchen zu drehen! Wir wollten eine Art Katzenklo als vorübergehende Lösung hinstellen (was für eine doofe Idee), aber dazu kamen wir nicht. Skina hielt es nicht mehr aus und überflutete unser Wohnzimmer. Alles halb so wild - mit Hunden im Haushalt gibt es keine Perserteppiche oder Böden, die es zu ruinieren gilt! Danach fühlte sich Skina wohl so erleichtert, dass sie mutig wurde. Das Sofa, die Couch in meinem Zimmer, alle Räume erhielten eine gründliche Inspektion. Wir waren völlig überrascht. War das der gleiche Hund, der sich 2 Tage vorher vor uns verkrochen hat? Skina nahm sogar schon Leckerlis aus der Hand! Ihr Trockenfutter ignorierte sie zwar, aber die liebevoll drapierte Fischpaste ringsrum traf voll ihren Geschmacksnerv. Danach zog sich sie in das für sie bestimmte Kennel = Höhle zurück, und beendete damit müde und kaputt ihren nervenaufreibenden Tag.
Was für ein Tagesabschluss!