Ferienwohnung Dreamvalley
Åndalsnes / Isfjorden
(Norwegen)
Wolfskins Tagebuch Teil 6
Samstag, 11.06.2016
Auch diese Woche haben wir wieder einige tolle Erfolge zu verzeichnen. Im Großen und Ganzen klappt der Alltag recht gut; Wolfskin bleibt wunderbar allein, wenn wir auf Arbeit sind. Das einzige, was wirklich auffällt ist, dass er anscheinend ein Faible für mein Kopfkissen entwickelt hat. Ich verstecke es unter zwei Decken, aber Wolfskin schafft es immer, sie hervorzubuddeln, auf den Fußboden zu zerren und sich draufzulegen. Meist nur den Kopf, der Körper daneben. Schlaues Kerlchen - der weiß tatsächlich, warum das Ding Kopfkissen heißt...
Am Mittwoch früh wurde ich total überrascht. Wie immer gehe ich erst meine Runde mit Shunka, danach (manchmal auch davor) kommt Wolfskin mit runter ins Gehege und macht seine Geschäfte. Erst ist er gleich danach wieder nach oben in die Wohnung - jetzt bleibt er immer öfter mit unten, lässt sich mit Streicheleinheiten verwöhnen, bürsten oder genießt einfach nur die Morgensonne und das Draußensein... Und das Kusseln mit Shunka. Was für ein schönes Bild! Da geht mir immer das Herz auf. Auf Shunkas Aufforderungen zum Spielen hat Wolfskin bisher nicht reagiert - bis zum Mittwoch! Ich konnte gar nicht so schnell mein Handy hervorkramen, um alles zu filmen... Aber ein Stück ist mir noch gelungen. Shunka war ebenso überrascht - und Wolfskin wahrscheinlich über sich selbst auch. Ich hab mich so gefreut!
Gestern, Freitag, waren wir das zweite Mal mit ihm an der Leine draußen. Wir mussten erst auf ein neues Halsband warten, da er beim Vorgänger doch irgendwie die Möglichkeit gehabt hätte, es durchzubeißen. Das Risiko war zu groß. Neues Halsband, Kettenleine, lange Schleppleine, Bauchgurt - los gings. Wolfskin zögerte am offenen Gehege keine Sekunde. Wir hatten genau geplant, wo wir hin wollten und alle geparkten Autos vorsorglich weggefahren, um zu verhindern, dass er sich darunter verkriecht. Er lief auch wie geplant schnurstracks auf die kleine Wiese am Haus. Ein wenig zerren und hinschmeißen, ein bisschen Beißen in die Leine; dann wurde er langsam ruhiger. Erstmal in Ruhe liegenbleiben und die Situation einschätzen. Er lief dann noch einige Male über die Wiese, längst nicht mehr so panisch wie beim ersten Mal, aber auch noch lange nicht entspannt oder gar freudig. Aber das wird bestimmt von Mal zu Mal besser. Er wird lernen, dass die Leine nichts schlimmes ist und er mit ihr am Körper viel mehr Freiheiten bekommen kann. Als wir ihn Richtung Gehege gelenkt haben, war er ruckzuck drin verschwunden und nahm seinen Platz vor der geschlossenen Haustür ein. Bitte lasst mich rauf in meine Höhle!! Wir haben ihm dann Band und Leine abgenommen und sind noch etwas mit ihm im Gehege geblieben, bevor wir wieder in die Wohnung sind. Oben angekommen war Wolfskin wieder vollkommen der Alte - in seiner Lieblingsecke unter meinem Tisch, aber auch öfters in unserer Nähe und immer bereit für ein Leckerchen. Es wird!
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Freitag, 17.06.2016
Eine aufregende Woche geht dem Ende zu! Fast täglich erkenne ich Fortschritte; freue mich über jeden Schritt, den Wolfskin auf mich zu macht.
Letztes Wochenende wurde dann endlich das riesengroße Feld direkt über unserer Pferdekoppel, die wiederum direkt an unser Haus anschließt, abgemäht. Freie Bahn! Am Sonntag gingen wir dann mit Wolfskin (darf ich ihn weiter Skina nennen??? Ist weniger zu schreiben...) an der langen Schleppleine aufs Feld.
Zum allerersten Mal blieb Skina ganz ruhig mitten im Gehege stehen beim Leine ranmachen. Die Betonung liegt auf STEHEN, denn sonst hat er sich in eine Ecke gesetzt oder gar gelegt. Gehege auf - und nichts passierte. Wir mussten ihn erst überreden, mit nach draußen zu kommen. Es begann mit dem üblichen Tauziehen und Hinlegen, dann aber wurde er ruhiger und lief einige Schritte, dabei biss Skina aber immer und immer wieder in die Leine (Kettenleine) - keine Chance mein Guter, die hält! Er entfernte sich aber nie über die ganze Länge der Leine, und von einer Sekunde auf die andere ... Micha flüsterte total überrascht: Das gibts doch nicht, guck dir das an!!! ... schmiegte sich Skina ganz eng an meine Beine und lief so neben mir her. Er kroch fast in mich hinein! Mein erster Gedanke: Er vertraut mir! Die ganze Sache mit der Leine ist ihm noch unangenehm, fremd und verunsichert ihn - und er kommt zu mir und sucht Schutz! Ich konnte es nicht fassen. Ab diesem Moment entfernte er sich nur noch wenige Meter von mir, und kam sofort wieder her, umkreiste mich. Der Knoten war geplatzt. Eindeutig. Mir kamen vor lauter Rührung und Freude die Tränen, und so hockten wir beide voreinander auf dem riesigen Feld; ich konnte nicht anders als Skina zu streicheln und zu knuddeln und ihm meine tränennassen Wangen auf den weichen Kopf zu drücken. Und er ließ alles geschehen. Wir kehrten dann um und gingen zurück zum Haus, natürlich nicht gesittet und freudig wie ein "normaler" Hund, immer mit vielen Pausen und Umkreisen, aber doch bei weitem nicht mehr panisch.
Das gleiche machten wir noch einmal am Mittwoch. Micha war mit der Kamera dabei, um das ganze hinterher auch mal auswerten zu können. Und es klappte noch besser! Wir waren jetzt insgesamt erst das fünfte Mal an der Leine mit Skina außerhalb des Geheges, und niemals hätte ich erwartet, dass er schon so gut mit der Leine umgehen kann. Noch vor 2 Wochen verschwand er bei ihrem Anblick in die entlegenste Ecke! Er beisst noch immer rein in die Kette, veranstaltet auch hin und wieder mal noch ein Tauziehen mit mir, umkreist mich wie ein Hütehund seine Herde. Aber es wird besser, von Mal zu Mal. Er wirft sich nicht mehr auf den Boden, kein Zittern mehr, keine vor Schreck geweiteten Augen. Hin und wieder erkennt man an seiner Bewegung sogar schon leichte Freude. Natürlich findet er die Kette an seinem Hals nicht toll, aber er steht keine Todesängste mehr aus. Noch weiß er gar nicht so richtig, wozu das alles gut ist und wie spazierengehen funktioniert. Aber das wird. Er lernt so schnell. Und das wichtigste und allerschönste: Er hat gelernt mir zu vertrauen.
Wolfskin ist jetzt 13 Wochen bei uns.
Sonntag, 26.06.2016
Ich könnte weinen. Weinen vor Glück. Wolfskin macht so große Fortschritte, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt habe. Jeden Tag sind wir jetzt an der Leine draußen auf dem Feld. Und jeden Tag klappt es besser. Ich habe festgestellt, dass Wolfskin besser neben mir geht, wenn er auf einem Weg (im Video unsere Einfahrt) eine gewisse Begrenzung von links und rechts hat. So langsam bewegt er sich sicherer, auch wenn er weiterhin voll auf mich fokussiert ist. Er vertraut mir, und das ist ein so schönes Gefühl!
Am Freitag sind wir das erste Mal ein Stück Straße gegangen, über unsere Brücke vorm Haus auf eine andere Wiese. Auch das hat mein Schatz souverän gemeistert! Bis vor kurzem Hat Wolfskin keinerlei Leckerlis an der Leine angenommen, er war viel zu aufgeregt und nervös, um irgendwelche äußeren Reize wahrzumehmen. Auch das ist besser geworden - die Leberwurst aus der Tube schmeckt jetzt auch an der Leine :-)
Und noch etwas habe ich mir getraut. Mit Wolfskin in unseren Garten gehen. Wir haben rund ums Haus einen schönen großen Garten, begrenzt mit einem 1-Meter Holzzaun. Ich bin bis jetzt noch nie mit ihm drin gewesen, weil ich immer Angst hatte, dass er sich mit der langen Leine an Tisch und Stühlen und anderen Hindernissen verheddert oder gar darunter kriecht. Ich habe es nun einfach mal gemacht, und: NIX. Überhaupt kein Problem! Wolfskin ist so brav an meiner Seite geblieben und hat nicht mal ansatzweise versucht, in die Leine zu beißen oder sich unter einer Bank zu verstecken! Ganz ruhig saß er neben mir. Viel von seiner Umgebung hat er noch nicht wahrgenommen, da er immer voll auf mich konzentriert ist. Aber immerhin!
Schon lange überlegen wir, wie wir Wolfskin am besten ins Auto locken, damit wir mit ihm an all die schönen Orte fahren können, die Shunka schon lange ins Herz geschlossen hat. Es gibt nur 2 Alternativen: Entweder mindestens 1 Kilometer an der Straße entlang (wo hin und wieder auch mal richtig große landwirtschaftliche Fahrzeuge entlangdonnern) oder ihn mit dem Auto kutschieren. Am Samstag dann das absolute Highlight: Wir haben Shunka ins Auto in ihre Box gesetzt, die große Schiebetür aufgemacht und sind mit Wolfskin aufs Auto zu. Entweder würde er panisch unter dem Auto Schutz suchen oder ...... ODER! Ja! Er ist einfach reingesprungen, hat sich sofort in die leere Box gelegt und harrte der Dinge die da kommen. Ängstlich hat er schon geguckt - er wusste doch gar nicht, was ihn erwartet. Das letzte Mal in diesem Auto war er 33 Stunden unterwegs, mit Müh und Not gegen seinen Willen hineingezerrt. Um so erstaunlicher war es für mich, dass er sofort reingegangen ist. Er hat mich ängstlich angeschaut, und ich bin natürlich mit ihm hinten im Laderaum mitgefahren. Er hat sich dann auch beruhigt. Nach 3 Minuten Fahrt waren wir schon am Ziel: einem wunderschönen, ruhigen Waldweg. Ohne zu zögern sprang er aus dem Wagen, und wir gingen richtig schön spazieren.... Es war ein Traum. Noch ist er nicht völlig entspannt und hüpft immer noch um mich herum, aber hin und wieder hat er am Waldrand geschnüffelt. Oft bleiben wir stehen, und ich streichle und lobe ihn. Es sieht richtig so aus, als wenn er auf diese kleinen Pausen wartet. Nach dem Spaziergang hüpfte Wolfskin wieder in seine Box, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Es war so herrlich!!! Natürlich ist das alles total anstrengend, und nach einem Schweinsohr zur Belohnung ist erst mal Ausruhen angesagt, am liebsten natürlich auf Mamas Bett mir ihrem T-Shirt ... oder wo auch immer sich ein Plätzchen findet. Und wenn es neben dem Klo ist :-)
Noch sind wir nicht am Ziel und mein Junge muss noch viel lernen. Aber das Schwierigste haben wir hinter uns. Jetzt fängt dein Leben richtig an, Wolfskin!
Samstag, 02.07.2016
Genau heute vor 4 Wochen wagten wir es das allererste Mal, mit Wolfskin an der Leine das Gehege zu verlassen. Und es war für mich ein Alptraum! Er ließ die ganze Bandbreite eines Vorzeige-Angsthundes vom Stapel: in die Leine beißen, sich auf den Boden werfen, rollen, versuchen sich zu verstecken, apathisch vor Panik daliegen. Ich habe an diesem Nachmittag geweint, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie wir das jemals hinkriegen sollten... Heute weine ich fast jeden Tag Glückstränen, weil ich so gerührt und stolz auf meinen Jungen bin.
Seit Wolfskin bei uns ist, habe ich einen großen Wunsch: Das er irgendwann mit uns an all die schönen Plätze gehen kann, die Shunka und Josy schon lange kennen und lieben. Immer wenn wir in den letzten Wochen in unserer Lieblingsbucht "Kolmanneset" am Fjord waren, habe ich gesagt: Ach wenn doch Skina erst mit hier sein könnte! Viel schneller als ich mir je hätte träumen lassen, ist IRGENDWANN eingetreten: Wir waren mit Wolfskin am Fjord! Endlich! Alles kam ihm sehr mysteriös vor, ich denke, solch eine große "Wasserschüssel" hat er vorher noch nie gesehen. Und auch noch salzig.... Er ist ein bisschen mit den Füßen im Wasser umhergelaufen, sehr skeptisch und bemüht, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Aber es war so schön, ihn dort in dieser herrlichen Landschaft zu sehen! Nun, da Wolfskin wie selbstverständlich ins Auto springt (und auch wieder raus), sind unseren Ausflugsmöglichkeiten kaum noch Grenzen gesetzt.
Vorgestern haben wir dann noch eine Riesenüberraschung erlebt. Sohnemann hat Besuch aus Deutschland, sein bester Freund und seine Freundin sind hier, und am Donnerstag abend waren sie dann für ein Stündchen bei uns. Sie fragten nach Wolfskin, und ich meinte, dass sie ihn wohl eher nicht zu Gesicht bekommen würden, da er sich sofort in seine Ecke zurückzieht, wenn er fremde Stimmen hört oder gar noch Fremde in er Nähe sind. Ganz falsch gedacht! 10 Minuten später stand mein Wunderknabe in der Wohnzimmertür, kam langsam näher und nahm wohlwollend Leckerlis entgegen! Sogar streicheln war erlaubt! Von zwei Wildfremden, die er noch nie gesehen hat! Ich dachte, ich seh' nicht richtig... Mein Schatz... immer für eine Überraschung gut. Gestern abend beim Grillen habe ich ihn mal mit rausgenommen; immerhin waren 7 fremde Personen vor Ort, die alle gemeinsam geredet und gelacht haben. Zwar hielt Wolfskin etwas Abstand, aber keine Panik oder Anzeichen, dass er wegrennen will. Er setzte sich neben mich und beobachtete das ganze Theater eine Weile. Ich bin vor Freude bald geplatzt! Jetzt kommt er auch fast immer mit in jeden Raum, in dem ich mich für längere Zeit aufhalte - am liebsten in die Küche. Selbstverständlich. Die Chancen stehen hoch, dass Mama hin und wieder was aus der Hand fällt.. ;-)
Ich glaube, so langsam fängt Wolfskin an, sein neues Leben nicht nur zu akzeptieren, sondern auch für "ganz in Ordnung" zu halten.
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