Ferienwohnung Dreamvalley
Åndalsnes / Isfjorden
(Norwegen)
Skinas Tagebuch (2)
16.03.2015 - Tag 1
Während Micha nach der anstrengenden Tour wie ein Stein geschlafen hatte, war mein Schlaf eher der einer frischgebackenen Mutter gewesen. Immer ein Auge offen und Ohr Richtung Hundeflur gerichtet, alle Sinne auf Alarm eingestellt. Völlig umsonst. Es passierte gar nichts. Alle 3 Fellis schliefen die ganze Nacht durch; Josy wie immer neben meinem Bett, Shunka in ihrer Höhle und Skina in ihrer neuen, schönen Box. Tag 1 im neuen Zuhause konnte beginnen.
Zur Frühstücks-Essenausgabe stand Skina schon mit in der Reihe der Fast-Verhungerten an und beobachtete jeden meiner Handgriffe mit ihren wunderschönen Wolfsaugen. Wie die anderen beiden lief sie mir (und meinen Schüsseln) hinterher. Auch jetzt wurden das Trockenfutter verschmäht und nur das bisschen "Feine" herausgepickt, aber ich war mir sicher, dass wir dieses Defizit im Laufe des Tages mit diversen kalorienarmen Leckerchen kompensieren würden. Denn bei allem Training mit Appetithappen als Bestechung (oder sagt man lieber Anregung?) müssen wir höllisch aufpassen, dass Skina nicht zuviel Gewicht bekommt. Gerade für ein Dreibeinchen wäre das fatal.
Das provisorische Katzenklo war wohl unter Skinas Würde, den unser Wohnzimmerlaminat musste nochmal als Geschäftsunterlage herhalten. Nun ja, mit genügend Haushaltsrollen hatten wir uns zum Glück eingedeckt!
Skina bewegte sich wieder recht mutig zwischen den alteingesessenen viergebeinten Bewohnern, lediglich um Josy machte sie einen leichten Bogen, wenn diese ihre mangelnde Körpergröße mit einem tiefen Knurren zu kompensieren versuchte. Sie meint es aber nicht böse - alles nur Show! Skina würde das schnell durchschauen...
Leider ging für mich schon der Arbeitsalltag wieder los, während Micha noch ganze 2 Wochen frei genommen hatte. Während ich also fleißig am Hundefutter-Verdienen war, setzte Micha eine geniale Idee in die Tat um: Er baute für die Veranda einen Sandkasten, der, aufgefüllt mit Katzenstreu, Skina als behelfsmäßiges Klo dienen sollte.
Ich konnte auf meine Seite der Erfolge verbuchen, dass ich Skina rufen konnte und sie auch kam, um sich Leberwurst aus der Tube abzuholen. Was wollte man mehr erwarten am Tag 1 ?!
17.03.2016 - Tag 2
Die Nacht verlief wieder ruhig. Als alle munter waren und ihr Frühstück verschlungen hatten (Das Trockenfutter blieb nach wie vor in Skinas Napf), war es an der Zeit, Michas Sandkasten auszuprobieren. Wie den Tag zuvor und die ganze Nacht regnete und nieselte es. Als Skina langsam unruhig wurde und suchend durch das Wohnzimmer streunerte, öffneten wir die Verandatür und den Deckel des Sandkastens. Erst zögerlich die Nase in den Nieselregen haltend, dann zielstrebig auf den Verandaplanken in Richtung Klo - nach mehrmaligem Schnüffeln und Drehen war das Morgengeschäft (klein und groß) erledigt! Juhu! Wie man sich doch über Sch.... freuen kann! Nun verstanden wir auch, warum ein herkömmliches Katzenklo nicht hundegeeignet ist: Viel zu wenig Platz zum Runden drehen.
Während ich auf Arbeit war, passierte zu Hause wohl nicht allzuviel. Skina kam hin und wieder mit ins Wohnzimmer und bewegte sich schon selbstsicherer in ihrer neuen Umgebung und zwischen den anderen Hunden. Abend bekam sie ihr Futter wieder aus meinen Händen - und siehe da! Das erste Mal schmeckte ihr auch das Trockenfutter, und ihr Napf blitzte sauber wie frisch aufgewaschen. Auch das "Gassigehen" auf der Veranda klappte wieder; allerdings bekam ich Zweifel, ob Michas Sandkasten wirklich die wahre ultimative Zwischenlösung sein konnte. Durch den ständigen Regen war natürlich auch die Veranda nass (sie ist nicht überdacht), und wenn Skina mit ihren nassen Füßen in den Sand ging, klumpte dieser zwischen den Zehen zusammen und blieb fest hängen. Nicht schön für mich, da sie den Katzensand in alle Räumen verteilte und unangenehm für Skina, die mit dem Zeug an den Füßen umherlaufen musste. Ich probierte auch, ihr die Klumpen abzumachen, aber ihr diese Prozedur mehrmals täglich angedeihen zu lassen, wollte ich ihr nicht antun. Also war guter Rat wieder teuer.
18.03. / 19.03.2016 - Tag 3 und 4
Skina wird immer mutiger und erkundet die Wohnung; Küche mit ihren lecker Gerüchen und den tollen Geräuschen (wenns raschelt ist Skina mit von der Partie!) ist natürlich von ganz besonderem Interesse. Die Veranda ist weiterhin ihr "Garten" und der Sandkasten ihre Nobeltoilette. Aber ich habe schon so eine Idee, wie wir das leidige Sandproblem lösen können...
In der Nacht von Freitag zu Samstag gab es eine kleine Uneinigkeit zwischen Skina und Shunka, in deren Folge wir auf einmal einen Hausbesetzer und einen Obdachlosen unser Eigen nannten.
Skina hat herausgefunden, dass ihr Shunkas Höhle doch viel besser zusagt als ihr schöne, große neue. Also hat sie eine kurze Abwesenheit Shunkas genutzt und ist eingezogen. Unsere Shunka versteht die Welt nicht mehr! Seit Jahren ist die Höhle ihr Rückzugsort und geliebte Schlafstatt, und auf einmal wird sie rausgeworfen?! Obdachlos? Also legte sich Shunka auf die Lauer, um den richtigen Moment abzupassen, ihre Immobilie wieder in Besitz zu nehmen. Es kam der lieben Maus gar nicht in den Sinn, Skina auf Wolfsmanier einfach aus ihrem Revier zu vertreiben. So eine Gute. Aber Shunka wartete und wartete, stundenlang. Skina roch den Braten und verließ fast den ganzen Samstag ihre eroberte Behausung nicht für eine Sekunde! Shunka wurde es dann doch zu dumm und verkrümelte sich in die große neue Box. Aber bitte mit runtergelassenen Jalousien!
Auch das Anfassen von Skina klappt schon besser; ich kann sie überall berühren, auch am Geschirr, was sie eigentlich nicht wirklich mochte... man hat sogar den Eindruck, dass sie ihre Streicheneinheiten zu genießen beginnt **freu** . Ich kann ihr ohne Probleme eine Leine anlegen, wenn sie liegt, z.B. in ihrer Höhle. Sie ist misstrauisch, aber weder weicht sie zurück noch schnappt sie nach meinen Händen oder der Leine. Das ist schon mal ein kleiner, aber deutlicher Fortschritt!
20.03.2016 - Tag 5
Skina hat nun schon die 4. Nacht bei uns verbracht. Das erste Mal in all den Tagen habe ich sie nachts weinen gehört - wenn man das überhaupt so nennen kann. Es hat mir fast das Herz herausgerissen... Sie lag in ihrer Ecke im Badezimmer, hat den Kopf gegen die Wand geschlagen und geschrien. Es war so furchtbar.... Sie verarbeitet noch immer ihre schlimmen Erlebnisse aus dem Todeslager - oder Dinge, die ich gar nicht wissen möchte. Ich bin dann aufgestanden und zu ihr gegangen, und sie hat aufgehört, lag aber zitternd in ihrer Ecke. Angefasst werden wollte sie nicht. Ich habe mich auf mein Nachtlager zurückgezogen und konnte nicht aufhören zu weinen, so leid tat mir mein Schatz. Sie hat dies noch einige Male gemacht, aber es wurde seltener.
Nach ihrem "Alptraum" ist sie in ihr "altes", erobertes Heim geschlichen, und hat den Rest der Nacht durchgeschlafen.
Mittlerweile läuft Skina tagsüber fast ständig mit einer kurzen Leine an sich herum; sie stört das überhaupt nicht mehr. Auch gegen Geräusche oder Lärm scheint sie relativ unempfindlich zu sein, denn selbst ein tieffliegender Helikopter genau über der Veranda veranlasste sie in keinster Weise, ihren Sandkasten zu verlassen oder auch nur ihr begonnenes Geschäft abzubrechen.
Heute war unser Untermieter kurz zu Besuch, und erstaunlicherweise ist Skina nicht wie üblich verschwunden, wenn ein Fremder kommt. Klasse, so ein feines Mädchen!
Wenn wir am Esstisch sitzen oder sie einfach ihre Ruhe haben und dennoch nicht allzuweit von uns weg möchte, hat sich Skina den Platz unter dem Esstisch ausgesucht. War zu erwarten - ist ja auch Shunkas Lieblingseckchen in der Stube. Zum Glück gibt es mehrerer dieser Favoritt-Liegeplätze, sonst hätte unsere Shunka wieder mit verdattertem Gesicht vor der annektierten Zone gestanden...
Ich bin schon hibbelig auf morgen, da haben die Geschäfte geöffnet und ich kann meinen "Gartenplan" ausprobieren.
Heute beim Abendfresschen Leine in der Hand gehalten - Skina war nicht so schwer begeistert und ihr schmeckte es auch gleich nicht mehr so gut. Sie wollte sofort in ihre Schmoll-Ecke, und dummerweise habe ich die Leine losgelassen. Blöder Fehler, passiert nicht noch mal. Morgen gehts weiter!
Ich bete und hoffe, dass Skina heute Nacht nicht von ihren Erinerungen eingeholt wird und ruhig schläft.
21.03. / 22.03.2016 - Tag 6 + 7
Montag. Neue Woche - neues Glück. Nach meiner Arbeit gehe ich noch schnell einkaufen. Ich hatte die Idee, Skina einen kleinen "Garten" auf der Veranda zu bauen, damit sie wenigstens bein bisschen "draußen-Feeling" hat, bis das Leinenproblem halbwegs geklärt ist und wir raus können.
Unsere Veranda befindet sich genau über dem Balkon einer unserer beiden Mieter und hat einen Holzfußboden mit Zwischenräumen zwischen den Planken, ganz normal. Wir haben aber das Glück, dass unsere Veranda ein ganzes Stück breiter ist und somit über den des Mieters hinausragt. Mein Gedanke war nun, Skina einen Kunstrasen auszulegen, nämlich an dem hinteren Stückchen der Veranda, wo die runtertropfende Flüssigkeit nicht den Untermieter trifft... wäre ja sonst blöd. Also in den Laden und eingekauft. Hätte mir zu träumen gewagt, dass so etwas furchtbares wie Plastikrasen den Weg in mein Auto findet! Aber ungewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, und der ständige Katzensand und die weißen Tapsen in meinem Wohnzimmer bringen mich sonst noch um den Verstand. Rasen gekauft, zurechtgeschnippelt und ausgelegt - Erfolg auf ganzer Linie! Was für ein kluges Hundchen (und was für ein gescheites Frauchen **hüstel hüstel**)!
Heute (Dienstag) habe ich schnell noch ein kleines Bäumchen geholt - was soll ein Garten ohne Baum? Auch der wurde ausgiebig erkundet und für in Ordnung befunden.
Ich habe die Kettenleine gegen eine normale Stoffleine ausgetauscht. Wir wussten ja, dass Skina schon mehrere Lederleinen auf dem Gewissen hat, aber das Kettengerassel auf den Steinfliesen verursachte mir Ohrenschmerzen. Erst gab es gar kein Problem. Leine ist wohl Leine. Erst wenn ich mich ans andere Ende der Leine begebe, versucht Skina hineinzubeißen, aber nicht panisch, sondern jetzt mehr halbherzig. Ein kurzes NEIN! reicht aus, dass sie Leine wieder los lässt. Sie bleibt auch stehen, auch wenn man ihr deutlich ansieht, dass sie lieber die Flucht in ihre Ecke ergreifen würde. Ich lasse das nicht mehr zu und belohne meinen kleinen Leberwurstjunkee mit eben dieser aus der Tube, wenn sie nicht wie wild an der Leine tanzt, sondern zwar angespannt, aber auf der Stelle stehenbleibt. Es wird!
Man kann sich das gar nicht vorstellen, wenn man nur Hunde hat, die schon beim Anblick der Leine und des Geschirrs in helles Entzücken ausbrechen!
23.-25.3.2016 - Tag 8-10
Es gibt nicht so sehr viel Neues zu berichten. Wir haben weiter mit der Leine an ihr geübt; danach war sie jedesmal so eingeschnappt, dass sie viele Stunden nicht mehr aus ihrer Höhle kam. Sie hat auch in meinem Zimmer und in der 2. Etage im Gästezimmer neue Plätzchen für sich auserkoren - unter meinem Schreibtisch und oben im Gästebett. Sie sucht sich halt weitere Verstecke, wo wor ihr mit der Leine vom Hals bleiben. Gestern habe ich sie eine halbe Stunde gesucht und bin bald wahnsinnig vor Angst geworden. Aber sie konnte doch nicht weg sein! Alles abgeschlossen, in ihren normalen Verstecken war sie auch nicht. Ich habe sie dann in der Ecke unter meinen Schreibtisch gesehen - in aller Seelenruhe schlafend. Sie liegt auch da, wenn ich genau daneben sitze und arbeite. Ich werte das als positives Zeichen, dass Skina in meiner Gegenwart durchaus entspannen kann... Solange ich keine Leine in die Hand nehme.
Andererseits wird sie tagsüber schon ab und an sehr unruhig - ich kann ja so gut verstehen, dass ihr die Decke auf den Kopf fällt und sie raus will! Und es tut mir in der Seele weh, aber das Risiko, dass sie draußen wegläuft oder wir sie nicht wieder ins Haus bekommen, ist einfach noch zu groß. Was gäbe ich jetzt für einen ordentlichen Zaun ums Haus! Gleich nach Ostern wollen wir damit anfangen, aber das wird ein ganz schöner Gewaltakt. Muss ja auch ausbruchssicher sein, und wenn schon Skina nicht auf den Gedanken käme, sich unter dem Zaun durchzubuddeln - unsere Shunka ist mit Sicherheit an Einfallsreichtum kaum zu überbieten, wenn es darum geht, sich eine Isfjorden-Tour im Alleingang zu erschleichen!
26.3-30.3.2016 Tag 11-15
Skina macht sich wirklich gut. Noch immer sucht sie ganz schnell das Weite, wenn ich mit einer Leine auch nur in ihrer Nähe komme. Sie braucht viel Zeit. Es finden sich viele Ecken, in denen sich Skina ganz wohl zu scheinen fühlt, auch hinterm Sessel unter der Wärmepumpe in Josys Körbchen lässt es sich prima chillen! Man muss ja alle Liegeplätze mal durchprobieren.
Am Dienstag abend war Skina wieder mit in meinem Zimmer, ganz hinten in ihrer Ecke unterm Schreibtisch. Ich habe in meinem Zimmer auch eine Schlafcouch stehen, die ich des öfteren benutze, um meinen Göttergatten nicht beim Schnarchen zu stören... Ich ging also abends ins Bett, und habe prophylaktisch eine Decke neben mein Bett gelegt. Und was soll ich euch sagen? Am Morgen wachte ich auf - und Skina lag gar nicht weit entfernt von mir auf der Decke! Was für ein tolles Gefühl! Ganz entspannt und ohne Angst guckte sie mich mit großen Augen an. Wieder ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Endlich habe ich es auch geschafft, Skinas viel zu kleines Geschirr abzumachen. Es hat hinter den Vorderbeinen schon richtig doll eingeschnitten, und der hintere Gurt ist nicht annähernd dort, wo er bei einem Sicherheitsgeschirr sein sollte und damit völlig nutzlos. Ich wusste, wie empfindlich, ja panisch Skina reagiert, wenn ich sie am Gurt direkt berührte. Gute Frage: Wie soll ich ihr ein anderes Geschirr anlegen? Ich habe Kontakt mit einer sehr professionellen Angsthundtherapeutin aufgenommen, die mir am Telefon wertvolle Tipps gab und mir für den Anfang ein Zughalsband empfahl. Extra maßgenau angefertigt, breit und weich gepolstert. Aber im Notfall zieht es zu und Skina könnte nicht rauskommen. Gemessen, bestellt. Wir werden sehen...
Außerdem ist tolles Wetter draußen, so gut wie kein Schnee ist mehr vorhanden. Nun können wir endlich mit unserem Projekt Zaunbau anfangen.
31.3.-03.04.2016 Tag 16-19
Skina ist nun schon über 2 Wochen bei uns. Sie hat sich recht gut eingelebt, glauben wir jedenfalls. Immer öfter ist sie mit bei uns, versteckt sich nicht mehr ständig in ihrer Höhle im Flur, obwohl sie jederzeit die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen. Ihr bevorzugter Schlafplatz ist jetzt im Bad auf der Duchmatte. Also habe ich eine Matraze und mein gesamtes Bettzeug für die nächsten Wochen auf dem Badezimmerfußboden aufgebaut! So bin ich Skina nahe, und sie lernt meiner Anwesendheit zu vertrauen und sich zu entspannen.
Kurz vor dem Wochenende gab es nochmal einen kleinen Wintereinbruch, der jedoch nicht lange angehalten ist. Skina war trotzdem ganz verdutzt, weil ihre "grüne Wiese" auf einmal weg war...
Am Wochenende konnte ich endlich meinen großen Haufen Muttererde aufziehen - für die spätere Spielwiese. Morgen wollen wir unseren Flur leer räumen, um im geschlossenen Raum ohne Hindernisse oder Versteckmöglichkeiten eine etwas längere Leine ausprobieren. Trockentraining - denn am nächsten WE soll sie das erste Mal nach draußen!